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Unser täglich Brot gib uns heute

 
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cheapbag214s




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PostPosted: Sun 3:25, 18 Aug 2013    Post subject: Unser täglich Brot gib uns heute

Unser täglich Brot gib uns heute
Die Fakten sind schockierend genug: In Deutschland fallen allein im gewerblichen Bereich jährlich zwei Millionen Tonnen Speisereste an. 50 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel stammen aus privaten Haushalten, und zehn Pro-zent aller gekauften Lebensmittel landen hierzulande ungeöffnet im Hausmüll - im Wert von 15 Milliarden Euro.
Dass man solchen Themenkomplexen nicht im Geist der rhetorisch zugespitzten,[link widoczny dla zalogowanych], dezidiert politischen Kunst der 60er- oder 70er-Jahre zu Leibe rücken kann, ist dem Galeristen Heikhaus ebenso klar wie seinem Mit-Kurator und langjährigen Freund Harlan Levey aus Belgien. Gemeinsam haben sie die Ausstellung entwickelt, und jeder hat Künstler vorgeschlagen,[link widoczny dla zalogowanych], die derzeit an Werken für die Schau arbeiten. Schon die Eröffnung soll ein deutliches Zeichen setzen. Am Abend des 20. Juni zwischen 22 und 24 Uhr wird die Vernissage in einer dem politischen Anliegen der Schau gemäßen Weise gestaltet: In den Räumen der an den Hachmannplatz umgezogenen Galerie wird in einer von einem Künst-ler entworfenen Suppenküche gekocht. Dabei werden für den Vernissagen-Snack Zutaten verwendet,[link widoczny dla zalogowanych], die sonst am nächsten Tag ohnehin weggeworfen werden würden. Die Betreiber der Schauspielhaus-Kantine zaubern also ein Büfett aus frischen Lebensmitteln, die in die Galerie geliefert werden,[link widoczny dla zalogowanych], statt in die Mülltonne zu wandern.
"Ich bin nicht unbedingt ein Freund von politischen Ausstellungen", sagt Jörg Heikhaus. "Und wir haben so etwas noch nie gemacht." Aber in diesem Fall Neuland zu betreten,[link widoczny dla zalogowanych], reize ihn: "Für mich wird es interessant zu sehen, wie das Publikum reagiert. Ich stelle mir natürlich damit auch die Frage, was Kunst erreichen kann und wie die Leute das auf-fassen werden. Wie weit geht die Betroffenheit?" Mit seinem Vorstoß will Heikhaus "das Publikum für dieses Problem sensibilisieren und einen Diskurs in kleinem Rahmen auslösen."
Sein Partner Harlan Levey aus Brüssel, der Chefredakteur eines Kunst-Magazins und Kurator der Ausstellung ist,[link widoczny dla zalogowanych], hat 2005 das internationale Netzwerk "NoNewEnemies" gegründet. Es hat sich zum Ziel gesetzt, den freien Ausdruck von Kunst außerhalb des etablierten Rahmens zu unterstützen und dabei die kritische Denkfähigkeit zu fördern.
Die ausgewählten Arbeiten bewegen sich auf einem breiten Spektrum. Der Künstler 56K zum Beispiel klemmt zwischen ein schlabberweiches Hamburger-Brötchen statt einer platten Bulette die Frage: "I'm #1. So why try harder",[link widoczny dla zalogowanych].
Dagegen hat Christophe Lambert ein Babylätzchen genäht,[link widoczny dla zalogowanych], dessen Stoff offensichtlich einem liturgischen Gewand entstammt. In der Mitte glänzt seidig ein Kreuz. Mit der Wahl dieses Stoffes schafft Lambert eine Verbindung zu den Werten des Christentums und damit zur Barmherzigkeit gegenüber den Armen.
Ein Bild,[link widoczny dla zalogowanych], das Bescheidenheit und Achtsamkeit suggeriert, hat die Künstlerin Ephameron gemalt. Es ist eine Hand, die eine Einkaufsliste schreibt: Mit einem Bleistift zieht sie eine sorgsame Linie unter die Wörter "Cheese", "Flour" und "Bread", das Wort auf der vierten Linie fehlt.
Und der Künstler Nomad zeigt das verrätselte Bild zweier Kinder, die ein Stück Melone verschlingen - bei näherem Hinsehen aber sind es "Zombies, die jetzt Sneakers essen", wie der Titel aufklärt.
"Die Künstler, die wir ausgesucht haben, werden keinen leicht verständlichen Zugang zum Thema schaffen. Bei dieser Kunst muss man sich manches noch erarbeiten", sagt Jörg Heikhaus. Mit-Kurator Harlan Levey findet, dass seine Art, Künstler dazu zu bringen,[link widoczny dla zalogowanych], sich zu politischen Fragestellungen künstlerisch zu äußern, gar nicht so weit weg ist von der Agitprop-Kunst der 70er-Jahre: "Es geht uns hier zwar um eine sozial relevante Frage. Aber wir verfolgen keine formale Strategie. Es geht um die indi-viduelle Vorstellungswelt. Wir wollen den Dialog für Fragen öffnen, Fragen aufwerfen. Da sehr unterschiedliche Künstler ausstellen werden,[link widoczny dla zalogowanych], wird es aber natürlich kein einheitliches politisches Statement geben."
Sein Engagement hat eine private Vorgeschichte: Levey, der für sechs Wochen in den USA eine Dokumentation über Demokratie in Amerika gedreht hat,[link widoczny dla zalogowanych], sagt: "Politik hat mich total frustriert. Aber daraus habe ich keine militante Annäherung an solche Themen abgeleitet. Die würde sowieso abgelehnt werden. Uns geht es stattdessen um den dritten Weg."
Wie ein solcher dritter Weg aussehen kann, darüber macht sich Levey viele Gedanken. Die Comic-Kultur mache vor, wie es derzeit möglich sei, politische Probleme auf ganz neue Weise bewusst zu machen: "Die Simpsons haben mehr politische Fragestellungen aufgegriffen als irgend jemand anderes. Sie haben sehr offensichtliche Diskussionen entfacht."
"Nachschlag", Ausstellung vom 20. Juni bis 14. August in der Galerie Heliumcowboy Artspace am Hachmannplatz 2,[link widoczny dla zalogowanych], geöffnet Di.-Fr. 12-19 Uhr, Sa. 12-16 Uhr
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